Sicher kennen Sie das: Als Rollstuhlfahrer treffen Sie im Alltag täglich auf eine Vielzahl an Hindernissen. Ihre Mitmenschen nehmen diese Hürden nicht immer war. Doch diese Hindernisse müssen überwunden werden.
Dabei ist es auch entscheidend, ob Sie täglich vor der gleichen Situation stehen oder an neuen Orten vor neuen Herausforderungen.
Sicher wird es in der Zukunft immer neue Innovationen bei der Entwicklung geben. Doch bis dahin sollten einige wichtige Grundregeln beachtet werden.
Nachfolgend finden Sie eine reihe von Tipps, wie Sie die alltäglichen Hürden meistern.
Inhalt
Im Alltag zurecht kommen – reicht eine Gehhilfe überhaupt?
Die meisten Modelle sind auf den gewöhnlichen Gebrauch im großräumigen Innenbereich sowie für kurze Strecken außerhalb ausgelegt. Nun finden Sie sich aber womöglich nicht im Status Quo der Rollstuhlwelt wieder, sondern müssen ganz spezielle Herausforderungen meistern.
Öffentliche Einrichtungen sowie der öffentliche Personen-Nahverkehr bieten fast ausnahmslos barrierefreie Zugänge. Rampen neben den Treppen, Fahrstühle, ausklappbare Trittbretter an den Zugtüren, sogar mietbare Rollstühle in Ämtern erleichtern viele Wege.
Bei der Taxifahrt wird es schon wieder schwieriger. Ebenso bei Busreisen. Allgemein, wer viel mit dem Auto unterwegs ist, steht vor der Frage wie sich das sperrige Gestell transportieren lässt. Bewährt haben sich die sogenannten faltbaren Modelle. Rollstuhl zusammenklappen, einladen und schon kann es losgehen. Selbst dann wird zwar noch ein gutes Stück Platz benötigt, aber auch nicht mehr als für handelsübliche Kinderwagen.
Im Innenbereich sind klassischen Rollstühle ebenfalls nicht immer geeignet. Enge Türen, Stufen, zu hohe Griffe und mehr erfordern mitunter viel Kreativität vom Fahrer und den Begleitpersonen. Ein Rollstuhl-Treppenlift kann beispielsweise in Eigentumshäusern und Maisonette-Wohnungen den Zugang zu allen Etagen ermöglichen. Aber auch Duschen, Toiletten und andere Bereiche erfordern spezielle Lösungen.
Sie werden schnell feststellen, dass ein Gestell allein kaum alle Hindernisse bewältigen kann. Wie Sie einen Rollstuhl beantragen, der als Zweitrollstuhl gilt, ist nicht immer eindeutig geklärt. Sie müssen genau darlegen, warum Sie ein zweites Modell benötigen, welche medizinische Notwendigkeit besteht und inwiefern nur dadurch die vollständige Versorgung gewährleistet werden kann. Beurteilungen von beispielsweise Ergotherapeuten, Reha-Kliniken und Kurärzten können die Krankenkasse im Einzelfall überzeugen.
Ebenso steigert ein zweiter Rolli auch ohne Pflegestufe die Lebensqualität. Wer möchte schon mit dreckigen Reifen durch die ganze Wohnung oder im Zweifelsfalls zwei Tage ganz ohne Gehhilfe auskommen, weil diese defekt ist und das Sanitätshaus erst am Montag wieder öffnet. Das Gleiche gilt für Sportler: Sie ziehen ja auch nicht Ihre Ausgehschuhe beim Training an. Einen zweiten Rollstuhl ohne Zuzahlung zu bekommen, wird allerdings schwer durchzusetzen. Doch dafür gibt es schließlich die medizinische Zweitversorgung.
Sandige Hindernisse an Stränden oder Eis und Schnee im Winter
Glatte, unebene und schwer zu überwindende Wege, die z.B. sehr sandig oder wie im Winter mit Schneematsch bedeckt sind, sind nur all zu schwer zu überwinden. Die meisten Hersteller entfernen sich daher von jeglicher Haftung für Unfälle, die infolge denn daraus resultieren können.
1. Tipp: Gefahr vermeiden
Sicher ist dies nicht immer möglich. Vermeiden Sie dennoch derartige Hindernisse, in dem Sie diese Umfahren und nehmen Sie Umwege in kauf.
2. Tipp: Vierradantrieb
Wer auf dem Lande lebt, wo es grundsätzlich nur wenige Möglichkeiten gibt Hindernisse zu umfahren, der sollte sich über die Anschaffung eines Vierrad betriebenen Rolli’s Gedanken machen.
Gefälle und Steigungen überwinden
Öffentliche Einrichtungen, wie Krankenhäuser, Büchereien oder Ämter bieten für Rollstuhlfahrer Rampen, oft neben Stufen. Aber auch Gehwege und Straßen können schwer zu überwindende Steigungen haben.
1. Tipp: Hinterradantrieb
Sicherer ist ein Elektrorolli mit Hinterradantrieb. Bei Rollstühlen mit Vorderradantrieb kommt es leichter zu Unfällen.
2. Tipp: Bei Vorderradantrieb mit Sitzkantelung
Bei Elektrorollstühlen mit Vorderradantrieb können Sie die Kopflastigkeit mit Sitzkantelung verringern. In diesem Fall wird die Gewichtsverteilung mehr auf die Vorderräder verlagert. Beachten Sie dennoch die vom Hersteller angegebenen Werte.
Kopfsteinpflaster
Wege und Straßen mit Kopfsteinpflaster stellen eine ganz besondere Herausforderung dar. Gerade ältere und Handelsübliche Modelle können diese Unebenheiten nur schwer oder gar nicht abfedern.
1. Tipp: Ausreichende Federung
Zu beachten ist eine entsprechend gute Federung, wenn man viel und gerne unterwegs ist. Anders sind viele unebene und besonders lange Wege kaum zu überwinden. Rollstühle mit erweiterten Funktionen können hier aber schon mal an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen. Wer hier nicht die richtigen Einstellungen der Federung vornimmt, wird schon mal ein gefährliches Aufschaukeln der Federelemente riskieren.
2. Tipp: Mehr Kraft und weniger Geschwindigkeit
Wenn Ihnen hohe Geschwindigkeiten nicht so wichtig sind, dann können Sie auf einen Elektrostuhl mit Antrieb aller vier Räder und einer entsprechenden Übersetzung mit mehr Kraft setzen.
https://www.vassilli.net/hilfe-im-alltag/hindernisse-ueberwinden/
Bordsteine
Das Überwinden von Bordsteinen gehört auch heute noch zum alltäglichen Ärgernis eines Rollstuhlfahrers. Denn längst haben es zu viele Gemeinden und Städte versäumt, öffentliche Einrichtungen wie Ämter, Behörden, Büchereien Behindertengerecht einzurichten.
1. Tipp: Informieren Sie die/den Behindertenbeauftragte/n
Behindertenbeauftragte sind zuständig, um das Umfeld der Gemeinden zukünftig behindertengerechter zu gestalten. Ihre Aufgabe ist es allein, diese Behörde über den aktuellen Zustand zu informieren, damit Sie und zukünftige Bürger mit einer Behinderung unbehindert ihren Alltag meistern zu können. Informieren Sie also den Behindertenbeauftragten Ihrer Gemeinde.
2. Tipp: Aktivrollstuhl
Der sichere Umgang mit einem Rolli ist z.B. immer dann erforderlich, wenn Sie auf 2 Rädern einen Bordstein überwinden wollen. Hier helfen die sogenannten Aktivrollstühle. Denn diese lassen sich grundsätzlich besser ausbalancieren als herkömmliche Rollstühle.
3. Tipp: Verstärkte Gabeln und luftgefüllte Räder bei Elektrorollstühlen
Fahren Sie niemals mit einem elektrisch angetriebenen Rolli direkt und ungebremst auf einen Bordstein zu, um diesen zu überwinden. Auf diese Weise können nicht nur Schäden am Elektrostuhl verursacht werden. Darüber hinaus wird diese Vorgehensweise zu folgenschweren Unfällen führen.
Stattdessen ist es besser bis an den Bordstein heran zu fahren, um diesen dann gezielt mit beiden Rädern gleichzeitig am Bordstein zu Überwinden. Wenn es regelmäßig derartige Hindernisse zu überwinden gilt, dann ist eine Ausstattung luftgefüllter Reifen und zusätzlich verstärkter Gabeln ratsam. Auch mit großen Rädern lassen sich Hindernisse leichter überwinden.
4. Tipp: Luftdruck regelmäßig kontrollieren
Beachten Sie bei Luftbereifung immer wieder den entsprechenden Luftdruck. Dieses schont nicht nur die Reifen und Felgen. Es dient vor allem auch der Sicherheit. Immer auch dann, wenn Hindernisse überwunden werden müssen. Ein zu geringer Luftdruck beschädigt die Felgen und wird unter Umständen zu einem Sturz führen
5. Tipp: Luftdruck bei elektrobetriebenen Rollstühlen
Hier gelten grundsätzlich die gleichen Bedingungen. Wer sein Hauptgewicht überwiegend im äußeren Bereich hat, der sollte sich bei Kauf für einen Luftgefüllten Rollstuhl entscheiden.
6. Tipp: Große Reifen
Wenn das Überwinden von Hindernissen schwer fällt, dann sind große Räder die beste Bereifung. Denn, desto größer die Reifen vorn, desto weniger Kraftaufwand ist für die Überwindung von Bordsteinen erforderlich.
Der Nachteil besteht jedoch darin, dass Rollstühle mit einer großen Bereifung weniger wendig sind.